Zum Inhalt springen

Trainee-Programme Weniger Gehalt, aber Lernen erlaubt

Hochschulabsolventen bietet ein Trainee-Programm die Chance zum Berufsstart mit rosigen Karriereaussichten. Die Jungmanager und die Unternehmen können sich gegenseitig testen - und guten Absolventen stehen Führungspositionen offen.

Maike Möllemann hat klare Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft. Sie will in die Tourismusbranche, am liebsten zum deutschen Branchenführer, der TUI in Hannover. Beste Voraussetzungen hat sie dafür. Nach ihrer Ausbildung als Reiseverkehrskauffrau hat sie Tourismus-Management studiert, zahlreiche Praktika absolviert und ihre Diplom-Arbeit bei der TUI geschrieben. Doch das reicht der 26-Jährigen nicht.

"Ich will herausfinden, in welchem speziellen Bereich ich am besten und am liebsten arbeiten werde", sagt sie. Also hat sie sich für das Trainee-Programm bei der TUI entschieden. Von etwa 2500 Bewerbern wurden sie und acht weitere Nachwuchskräfte für den Start im Herbst 2005 ausgewählt.

"Trainee-Programme sind ein bedeutendes Personalentwicklungsinstrument im Kampf um die besten Köpfe, vor allem für Dienstleistungsunternehmen wie Banken und Versicherungen", erklärt Christiane Kronegen-Grenier vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, Ein Trainee-Programm helfe den Unternehmen, bedarfsgerecht Mitarbeiter einzustellen und auszubilden.

Zudem integriere es den Nachwuchs schnell in das Unternehmen, das gleichzeitig die Stärken und Schwächen sowie die Führungsqualitäten der Trainees ausmachen könne. Die vielen Stationen während des Programms ermöglichten den Trainees, schnell ein sehr weit reichendes Netzwerk innerhalb des Unternehmens aufzubauen. "Das ist gerade für die berufliche Zukunft nicht zu unterschätzen", sagt Kronegen-Grenier.

Ein Mentor für jeden Trainee

"Trainees sind keine billige Arbeitskraft", stellt Anja Hofmann vom Staufenbiel-Institut für Studien- und Berufsplanung in Köln klar. "Die Programme sind nicht etwa eine Verlängerung der Ausbildung, sondern eine Spezialisierung, die sich die Unternehmen eine Menge kosten lassen", fügt Kronegen-Grenier hinzu. Ein Trainee koste jährlich zwischen 75.000 und 100.000 Euro.

Neben der Arbeit im Unternehmen gehören in- und externe Seminare zu den Programmen, ebenso Trainings etwa für Präsentationstechniken und Teamwork. "In vielen Firmen gibt es für die persönliche Betreuung zudem ein Mentorenprogramm, das heißt, jeder Trainee hat seinen eigenen Betreuer", erklärt Hofmann.

Zwischen drei Monaten und drei Jahren kann ein Trainee-Programm dauern, in der Regel sind es 18 Monate. Das durchschnittliche Jahreseinkommen beträgt laut Staufenbiel Institut etwa 36.000 Euro und liegt damit um etwa 2000 Euro unter dem von Direkteinsteigern. Nach Abschluss des Programms verdienen die Ex-Trainees durchschnittlich 42.000 Euro, und schon nach drei Jahren erreicht das Gehalt mit etwa 50.000 Euro ein ähnliches Niveau wie das eines Direkteinsteigers.

"Eine Übernahmegarantie gibt es in der Regel nicht, aber die Chancen sind extrem hoch", sagt Anja Hofmann. Linda Witte vom Management Development der TUI ergänzt: "Ein Trainee-Programm ist ein Nehmen und Geben, und wir haben natürlich auch ein Interesse daran, die von uns spezialisierten Kräfte bei uns zu halten."

Geringerer Druck als bei Direkteinsteigern

Doch Absolventen eines Trainee-Programms bei einem renommierten Unternehmen stehen viele Türen offen. "Ein Trainee-Programm ist in den meisten Fällen ein Beleg für eine sehr spezialisierte Ausbildung und einen sehr engagierten Mitarbeiter", sagt Anja Hofmann vom Staufenbiehl-Institut.

"Schon in den ersten Wochen durfte ich Vorstandspräsentationen mitgestalten", schwärmt TUI-Trainee Möllemann. So einen Einblick habe sie während ihrer Praktika nie bekommen. Zwar sind die Trainees ins Tagesgeschehen eingebunden, die volle Verantwortung tragen sie jedoch nicht. "Für Trainees gilt die Devise: 'Lernen erlaubt'. Damit ist der Verantwortungsdruck weniger hoch als bei Direkteinsteiger", sagt Hofmann.

"Die Hauptklientel für Trainee-suchende Unternehmen sind Wirtschaftswissenschaftler", so Christiane Kronegen-Grenier. Auch Juristen und Ingenieure hätten gute Chancen, seltener Geisteswissenschaften. "Aber es kommt vor", sagt sie. Denn Unternehmen komme es auch auf kommunikative und kooperative Fähigkeiten an. Ebenso wichtig seien unternehmerisches Denken, Auslandserfahrung, Fremdsprachenkenntnisse, Praktika und nicht zuletzt die Abschlussnote.

Maike Möllemann will auf jeden Fall in den kommenden Monaten zwei Auslandsaufenthalte in ihr Trainee-Programm einbauen. "So lerne ich die Arbeit dort kennen und kann außerdem mein Englisch und Spanisch auffrischen", sagt sie.

Von Britta Schmeis, gms